Minimierung von Kommutierungsschleifen:
In leistungselektronischen Schaltungen treten sogenannte Kommutierungsvorgänge auf.
Hierbei wechselt der Strom von einem auf ein anderes elektronisches Bauteil,
beispielsweise von einem Transistor (Zustand: Treiben) auf eine
(Freilauf-)Diode in den Zustand Freilauf.
Zeichnet man die zugehörigen Strompfade in das Layout der Schaltung ein, so
unterscheiden sich die beiden Pfade um eine Fläche, die sogenannte
Kommutierungsschleife.
Die Größe der von der Kommutierungsschleife umschlossenen Fläche ist ein Maß für
den Wert des magnetischen Flusses, der sich bei besagtem Kommutierungsvorgang
verändert.
Die steilflankige Stromänderung, und damit auch der magnetische Fluss, besitzen
einen sehr hohen Gehalt an Oberschwingungen.
Um die von der Schaltung emittierten elektromagnetischen Störsignale gering zu
halten, sollte die Fläche der Kommutierungsschleife minimiert werden, indem die
Bauteile beim Layout der Leiterplatte sorgfältig platziert werden.
Als Beispiel wird hier ein einfacher Tiefsetzsteller (Buck Converter) betrachtet.
Im zweiten Bild, das sich durch anklicken vergrößern lässt, sind der Schaltplan
des Stellers sowie die (idealisierten) Verläufe verschiedener Signale dargestellt.
Das dritte Bild zeigt das Leiterplatten-Layout eines einfachen Tiefsetzstellers
(anklicken zum vergrößern), aufgebaut mit dem integrierten Schaltregler LM2574.
Die Strompfade sind farbig für die Zustände
Treiben (violett)
und Freilauf (grün) dargestellt.
Die zugehörige Kommutierungsschleife ist rot hinterlegt.
Das dritte Bild zeigt das auf eine minimale Fläche der Kommutierungsschleife
optimierte Leiterplatten-Layout.
Dieses ist im Hinblick auf die Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) zu
bevorzugen.
Leiterschleifen: Weiteres Optimierungspotential bietet die Minimierung der grünen bzw. violetten Schleife, beispielsweise durch den Einsatz von SMD-Bauteilen für Freilaufdiode und Widerstände. Der in guter Näherung dreieckförmige Stromverlauf in dieser Schleife weist zwar einen deutlich geringeren Anteil von Oberschwingungen auf als die steilflankigen Stromänderungen in der Kommutierungsschleife, darf aber im Hinblick auf ein EMV-gerechtes Design nicht vernachlässigt werden. Aus Sicht der EMV wäre es ideal, durch Verwendung einer mehrlagigen Leiterplatte, zwei Seiten der Schleife deckungsgleich auf verschiedenen Lagen zu führen, so dass die von der Schleife umschlossene Fläche minimal wird und sich die magnetische Durchflutung auf den beiden Lagen weitgehend ausgleichen würden
Masseführung:
Der Masseanschluss für die Last sollte direkt am Ausgangskondensator
CA abgegriffen werden, um eine Einkopplung des Spannungsabfalls,
den der dreieckförmige Stromverlauf in der Impedanz der Leiterbahnen erzeugt,
zu vermeiden.
Aus dem selben Grund wird die Signalmasse SGnd des Schaltreglers ebenfalls
direkt an den Ausgangskondensator CA angeschlossen.
Dämpfungsperlen (Ferrite Beads):
Der erwähnte dreieckförmige Stromverlauf wird in den Kondensatoren
CE und CA entsprechende Spannungsschwankungen
verursachen. Um zu verhindern, dass sich diese Störsignale über die
Verbindungsleitungen zur Quelle, bzw. zur Last, ausbreiten oder von diesen
abgestrahlt werden, sollten diese Leiterbahnen durch Dämpfungsperlen
(Ferrite Beads) entkoppelt werden.
Rückstromabriss:
Neben der beschriebenen Kommutierung des Stromes zwischen den Zuständen
Treiben
und Freilauf und der damit verbundenen
Spannungsinduktion in den zugehörigen Leiterschleifen, ist hier ein weiterer
Effekt für die Emission elektromagnetischer Störungen verantwortlich: der
sogenannte Rückstromabriss in der Freilaufdiode.
Wird eine Halbleiterdiode aus dem leitenden Zustand heraus mit einer Sperrspannung
beaufschlagt, so kann, aufgrund der im PN-Übergang vorhandenen Ladungsträger, für
kurze Zeit ein Strom in Sperrrichtung durch die Diode fließen.
Sobald dieses Ladungsträger abgeflossen bzw. rekombiniert sind, endet der Stromfluss
nahezu schlagartig.
Diese hohe Änderungsgeschwindigkeit des Stromes induziert in der zugehörigen
Leiterschleife (im Bild am rechten Rand braun
dargestellt) eine vergleichsweise hohe impulsförmige Spannung.
Eine solche Spannungsspitze kann in guter Näherung als Dirac-Impuls betrachtet werden.
Dieser besitzt ein kontinuierliches und (theoretisch) unendlich breites
Frequenzspektrum.
Gegenmaßnahmen:
Als Elektromaschinenbauer weiß ich, wie sich magnetische Felder effizient erzeugen lassen. Durch Anwendung dieses Grundlagenwissens kann der Aufbau solcher Felder aber auch verhindert bzw. minimiert werden. Gerne unterstütze ich Sie bei der Analyse und der anschließenden Beseitigung Ihrer EMV-Probleme.
Aktualisiert: 2021-09-21